Untreue Lieferanten

Diamantbericht...Das ganz große Drama um die Schmucklieferanten von Galeria Karstadt Kaufhof bleibt wahrscheinlich aus. Viele haben einen Eigentumsvorbehalt vereinbart, andere spezielle Konsignationslager eingerichtet, welche die Ware auf Abruf bereitgestellt haben. Dennoch: Selbst diejenigen, die ihre Ware zurückerhalten, müssen nun mit einem bis dato unverkauften Überschuss zurechtkommen, denn die Ware wurde in vielen Fällen extra für den insolventen Warenhausriesen produziert. Das bedeutet in der Praxis oft massive Preisabschläge, sollten sich doch noch andere Abnehmer finden.

Verwunderlich nur, warum sich eine derart große Zahl an Herstellern auf ein solches Vabanque-Spiel eingelassen haben. Es war hinlänglich bekannt, dass beim tönernen Koloss, der aus der Fusion der beiden kriselnden Kaufhausketten eher aus der Not heraus geboren worden war, keineswegs alles zum Besten stand. Die fundamentalen Probleme blieben ungelöst, der Strukturwandel der Warenhausbranche setzt sich mit unverminderter Härte fort.

Erklärbar ist das Ganze nur mit einem der ältesten Motive menschlichen Handelns: einer maß- und grenzenlosen Gier nach mehr. Mehr Absatz, mehr Umsatz, und im Endeffekt natürlich auch mehr Gewinn, so gering und schlecht die Margen bei einem solchen Großkunden naturgemäß waren. Aber so weit dachten die Produzenten nicht, als sie dem Fachhandel untreu wurden. Sie sahen nur die großen Zahlen vor ihrem geistigen Auge und haben die zwar mengenmäßig kleineren, aber treuen und zuverlässig zahlenden Fachhandelskunden aus den Augen verloren. Diese Kurzsichtigkeit rächt sich nun auf drastische Weise und es bleibt nur zu hoffen, dass diese Erfahrung den untreuen Lieferanten eine Lehre gewesen ist: Den Fachhandel als verlässliches Kundensegment sollte niemand fahrlässig über Bord werfen.