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Ist das gerecht?

Die  Pandemie und Lockdown lasten wie Blei auf den Schultern des Kollegen Guido Krutscher, Goldschmiede Hoedemaker/85435 Erdingund. Vor 60 Jahren gegründet  steht er in der dritten Generation in der Verantwortung. 

Am 17. Dezember musste er sein Geschäft (wieder) schließen, als Handwerker darf Krutscher weitermachen. Doch der Wechsel von Uhrenbatterien sei „allenfalls ein marginales Geschäft“, ebenso wie Click & Collect. Seit Monaten hat er sich und seiner Familie, ebenso seinen Eltern kein Gehalt mehr überwiesen.

Auf Staatshilfen wartet Krutscher bis heute, und er erwartet nicht viel – einen Teil der Fixkosten. Immerhin hat er 2000 Euro Kurzarbeitergeld für seine fünf Angestellten bekommen. „Das ist aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein.“ Was ihn ärgert: Steuern, Sozialabgaben und Miete muss er weiter zahlen – und zwar in voller Höhe und ohne Verzug.

Krutscher lebt von der Substanz. Das Vermögen des Betriebs ist angetastet, ein Teil der Altersversorgung schon weg – alles in allem eine sechsstellige Summe. Dennoch ist Krutscher bemüht, zuversichtlich zu bleiben: „Wir werden das schon irgendwie schaffen. Aber was machen die, die kein Polster haben?“ Er sieht den Staat in der Verantwortung, „denn es war ja eine Zwangsschließung“. Die kann der Goldschmied ohnehin nicht mehr verstehen: „Die Einkaufszentren sind voll, bei uns sind eh nie mehr als ein, zwei Kunden im Laden.“

Sein Betrieb steht in einer Reihe mit einem Drogeriemarkt, einem Bäcker und einem Optiker. „Alle haben offen, nur ich nicht. Es ist einfach ungerecht.“ Für Krutscher ist es überfällig, dass der kleine Einzelhandel wieder öffnen darf. Es habe nichts mit Logik zu tun, „wenn die großen Discounter offen sind und alles verkaufen“. Konsequent wäre es, wenn es auch dort nur die wichtigsten Dinge des täglichen Bedarfs gäbe. Dabei gönnt er jedem seinen Umsatz, aber das beansprucht er auch für sich. „Von April bis Dezember hatten wir offen – ohne eine einzige Infektion“. Die Politik habe da den Bezug zur Realität verloren.