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Wer schreibt, der bleibt

Diamantbericht...Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen.“ Dieser Aussage des Philosophen Ludwig Wittgenstein würden wohl die meisten unserer Leserinnen und Leser zustimmen. Umso wichtiger ist es, sich zu Wort zu melden, wenn man Ahnung von einer Sache hat. Und wo könnte sich das besser zeigen als im Kommentarbereich des DB, wo Sie, liebe Leserinnen und Leser, Themen, die Ihnen unter den Nägeln brennen, fachkundige Kommentare abgeben und auf Augenhöhe diskutieren können? Wir haben einmal geschaut, welche Artikel im vergangenen Jahr am meisten kommentiert wurden und geben Ihnen dazu eine kurze Zusammenfassung. Los ging es im Januar 2019, als wir über das unschöne Geschäftsgebaren der Firma Trollbeads berichteten. Diese hatte ihrem langjährigen Geschäftspartner Jürgen Mendorf (59), Goldschmiede Manfred Mendorf/66953 Pirmasens, ohne Vorwarnung die Geschäftsbeziehung gekündigt. Der Kollege wehrte sich auf seine Weise: Als kurz danach der Vertreter wieder einmal zu Besuch kam, machte er im wahrsten Sinne des Wortes einen „Kehraus“ und schaufelte die Trollbeads-Kollektion aus seinem Schaufenster in einen Putzeimer, den er dem verdutzten Vertreter überreichte. Diese mutige Aktion fand ein positives Echo bei den Kollegen. So schrieb der Nutzer Reinhold Tuntziger, Juwelier Neuhofer/A-4614 Marchtrenk dazu: „Zu der originellen Inszenierung, mit der der geschätzte Kollege den Vertretern die Abfuhr erteilt hat, kann ich nur gratulieren! Das ist genau die Sprache, die diejenigen Firmen verstehen, welche glauben, mit den neumodernen Managementmethoden den traditionellen Fachhandel knechten zu können. Sollen doch die Jungs ihren Dr..... (Verzeihung!) selbst verkaufen, über kurz oder lang kommen alle drauf, dass es schwieriger ist als gedacht. Bespiele der jüngeren Vergangenheit gibt es schon.“ Auch Anja-Susanne Kurt, Kurt Edelmetalle/37077 Göttingen, gratulierte dem Kollegen zu seiner unkonventionellen Reaktion auf den Rausschmiss durch Trollbeads: „Richtig so. Gegenhalten, denn über kurz oder lang werden alle "Großen" nur noch über eigene Stores und Onlineshops verkaufen. Deshalb sollten wir als "Kleine" rechtzeitig die Verbindung kappen und unsere Zeit, Arbeit und unser Kapital nicht bei und für Menschen investieren, die uns in naher Zukunft ehe nicht mehr haben möchten.“

Im Februar nahmen viele Kolleginnen und Kollegen persönlichen Anteil am Ende der deutschen Fertigung des traditionsreichen Herstellers Johann Kaiser Trauringmanufaktur/63512 Hainburg. Diese wurde im letzten Jahr endgültig geschlossen. Die Marke wird zwar fortgeführt, die Produktion findet nun jedoch in Frankreich statt. Sehr bedauerlich fand Anja-Susanne Kurt, Kurt Edelmetalle/37077 Göttingen, die Entscheidung des Managements und findet lobende Worte für die Patriarchin des Unternehmens: „Es ist immer sehr traurig, wenn ein Traditionsunternehmen seine Pforten schließen muss oder geschlossen bekommt. Vor allem, wenn jemand das Unternehmen mit viel Herzblut geführt hat, so wie Frau Kaiser-Kolb.“ Auch Björn Hahnefeld, Goldene Zeiten Juweliere GbR Unikatschmuck & Goldankauf/93047 Regensburg, bedauert die hier geschilderte Entwicklung: „Uns von Goldene Zeiten Juweliere hat diese Entscheidung persönlich sehr getroffen. Die Produkte als auch die Firma sind uns sehr ans Herz gewachsen. Vor allem die vielen schönen und ausgefallenen Modelle, die es nun nicht mehr geben wird, werden wir leider sehr vermissen!“  Ebenfalls sein Bedauern brachte in diesem Zusammenhang Norbert Drechsel, Goldschmiede Norbert Drechsel/61440 Oberursel, zum Ausdruck und verweist dabei auf den Trend der Zeit: „Gute Qualität hat es schwer. Tut mir leid für Frau Kaiser-Kolb (in jungen Jahren waren wir mal Kollegen).“

Eine eher gemischte Reaktion löste danach die Auszeichnung des Herstellers CLARITY & SUCCESS Software GmbH/33790 Halle/Westfalen für seine Softwarelösung aus. DB hatte das Programm, das speziell auf die Bedürfnisse der Branche zugeschnitten sein sollte, mit dem 1. Platz beim jährlichen Software-Ranking ausgezeichnet. Kurz darauf meldete sich ein eher enttäuschter Kunde des Unternehmens per Kommentar zu Wort. Ron Glück, Coprana GmbH/08223 Falkenstein, hatte die von ihm bereits 2016 erworbene Software entgegen seines Namens laut seiner eigenen Aussage noch kein Glück gebracht: „Wir haben 2016, 7500 € in dieses System investiert. Mit der Prämisse, einen Online-Shop ohne großem Aufwand aktuell zu halten. Seit 2017 werden wir hingehalten, auf das neue Evolution zu warten. Jetzt ist 2019 und es heißt, im Laufe des Jahres. Unser Anwalt rät uns, diese Firma auf entgangenen Umsatz zu verklagen. Zusätzlich ist es nicht kompatibel mit dem Export der Buchhaltung für Datev/Steuerberater. Da sollte schon 2018 ein Update kommen. Bis jetzt nichts. Für 50 € Service-Gebühr/Monat. Sehr schwache Leistung. Wer hier das Programm lobt, nutzt es nicht für das was es soll.“ Diesen Kommentar ließ das Softwarehaus schließlich nicht unbeantwortet: Zu einem klärenden persönlichen Gespräch kam es kurze Zeit später auf der Inhorgenta. Geschäftsführer Raphael Beckschulte, CLARITY & SUCCESS Software GmbH/33790 Halle/Westfalen, berichtet: „Leider gab es eine missverständliche Kommunikation. Das Upgrade läuft, zunächst aber kommen erst einmal die kleinen, mittleren und schließlich die großen Kunden dran.Im Falle von Herrn Glück haben wir uns allerdings darauf geeinigt, dass er nächste Woche einen Terminvorschlag zur Installation einer Testversion bekommt. Die Testversion ist für ihn komplett kostenfrei. Es gibt zudem einen Rückvergütungsplan, wo Lizenzkosten für die alte Version auf den Mietpreis der neuen vergütet werden. Insgesamt haben wir auf der Messe ein konstruktives Gespräch geführt und uns auf das weitere Vorgehen im gegenseitigen Einvernehmen geeinigt.“ Ron Glück selbst bestätigte diese vorläufige Einigung. Mission erfüllt, könnte man sagen: Der Kommentar im DB hat den Stein ins Rollen gebracht und die Situation für den Kollegen entschärft.

Viel Hohn und Spott musste Thomas Sabo im April einstecken, nachdem das Unternehmen angekündigt hatte, in den Direktvertrieb seines Schmucks einzusteigen. Statt im Fachhandel sollen die Kollektionen zukünftig auf privaten Verkaufsveranstaltungen, die doch sehr stark an die berühmt-berüchtigten Tupperware-Parties erinnern, verhökert werden. Das veranlasste beispielsweise den Kollegen Markus Müller zu folgender Einschätzung hinsichtlich der Qualität seines Handwerks: „Unsere Stärke. Handgemachter Schmuck, bezahlbar und einmalig aus Meisterhand.“ Der User Makam-Design lässt kein gutes Haar an der Strategie von Thomas Sabo und stellt gleichzeitig die Frage: „Oh, Tupperware lässt grüssen! Wie weit sind wir gesunken?“ Man sieht, dass der neue Vertriebskanal von den Kollegen durchweg kritisch gesehen wird.

Die Schließung des Traditionshauses Wieting/27749 Delmenhorst nach 157 Jahren Geschäftstätigkeit im Oktober 2019 fand ebenfalls ihren Niederschlag im DB. Das Ende des langjährigen Geschäfts in einem Mittelzentrum ist symptomatisch für die gesamte Branche. Diese Meinung teilt auch der User Markus Müller in seinem Kommentar: „Der Handel geht zurück und nur das Handwerk hat noch eine Chance zu überleben.“ Dieser Einschätzung ist wenig hinzuzufügen, und der Aufruf zur Qualität gilt auch für unsere Kommentarspalte.

Daher möchten wir Sie herzlich dazu einladen, sich über die Online-Kommentare an den aktuellen Diskussionen und Gesprächsthemen der Branche zu beteiligen. Seien Sie ein Impulsgeber, der sprichwörtlich gesehen „den ersten Stein wirft“ und damit den Anstoß für interessante Gespräche und Diskussionen unter den Kolleginnen und Kollegen gibt, gerne auch über die Landesgrenzen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz hinaus. Also: Geben Sie sich einen Ruck und schreiben Sie, denn wer schreibt, der bleibt!