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Nachfolger gesucht

Goldschmied Reinhard Pöhn(60)/A-3950 Gmünd, letzter von einst vier Juwelieren in der Stadt Gmünd sucht einen Nachfolger. Die Zukunft eines zentralen Geschäftes am Gmünder Stadtplatz hängt am seidenen Faden. Goldschmied Reinhard Pöhn(60)/A-3950 Gmünd, der sich vor 33 Jahren als Juwelier selbstständig gemacht hatte, kann gesundheitlich nicht mehr. Nach eineinhalbjähriger, erfolgloser Nachfolgersuche setzt er aus Rücksicht auf seine eigene Gesundheit eine Deadline: „Ich möchte bis Ende April wissen, ob sich noch etwas entwickelt. Ansonsten denke ich, dass es ein nächstes Jahr für die Firma nicht mehr geben wird. “Einfach zuzusperren wäre das absolute Horrorszenario. Ich möchte es auf jeden Fall vermeiden.“

Optisch sieht man dem eigentlich recht jung gebliebenen Reinhard Pöhn den nahenden Ruhestand gar nicht an. Aber: Im Jahr 2020 habe ihn, drei Tage vor dem Urlaub, ein massiver Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule ereilt, erklärt er. „Es war so akut, dass ich einen Tag später schon im Operationssaal gelegen bin.“

Das Runterschauen ist seither ein Problem – das ist nicht nur wegen seines Handwerkes, sondern im Kundenkontakt auch wegen seiner Größe fatal.

Übertreibt er es, so können ihn alle Zustände von Tinnitus bis zu Taubheitsgefühlen in Händen oder Beinen ereilen. Inzwischen hat er gelernt, besser damit umzugehen – in den ersten Monaten kam es schon mal vor, dass ihm vor Kunden Ware aus der Hand fiel, weil er die Finger nicht mehr unter Kontrolle hatte. Der Alltag vom Aufstehen bis zum Schlafengehen muss nun komplett dem Beruf untergeordnet werden, mit so getakteter Ruhe, dass sich die Tage irgendwie bewältigen lassen. Lockdowns waren in der Sicht ein Segen, brachten ihn vorübergehend aus der Zwangshaltung – zumal er die finanziellen Einbußen durch Covid im niedrigen einstelligen Bereich verortet.

„Die Vergangenheit kann man aber nicht ungeschehen machen. Ich habe in Wahrheit jahrelang Raubbau betrieben, und irgendwann kam die Rechnung dafür“, räumt Pöhn ein.

Gattin Gerlinde helfe nun mit Vollgas aus, das gesamte Team versuche, mitzudenken und zu unterstützen. „Alle stehen zum Geschäft, es lässt sich Kompetenz verteilen“, betont Reinhard Pöhn, aber: „Es braucht einen Dirigenten.“ Krankheitsbedingt könne er schon längst in den Ruhestand treten.

Seit eineinhalb Jahren bewirbt er das Geschäft in der Branche. Die Argumente, die dafür sprechen? Er könne ein funktionierendes, gut gehendes, und vor allem das einzige verbliebene größere Juweliergeschäft im Bezirk übergeben, sagt Pöhn. Es könne für acht Personen den Lebensunterhalt sichern, vereine neben dem Verkauf auch die Uhrmacher- und Goldschmiede-Werkstatt. Zwischen Alarmanlage und Computersystem sei alles am Stand der Zeit. Stammkunden habe er vor allem aus den Bezirken Gmünd, Waidhofen und Zwettl – aus Wien sowieso.

Interesse für eine Übernahme gebe es in der Branche an sich. Krems, St. Pölten… das wäre kein Problem. Hören Interessenten aber das Wort Waldviertel, dann ziehen sich die Augenbrauen hoch, bedauert Reinhard Pöhn. Und: Im Waldviertel selbst sei er von sich aus auf Mitbewerber zugegangen, „aber es findet sich keiner, der sich die zusätzliche Aufgabe antun möchte“.

Die Hoffnung ist, dass sich doch noch wer findet, der das Geschäft weiterführen will – vielleicht jemand, der die Ausbildung zum Uhrmacher oder Goldschmied hat und zuletzt nicht mehr aktiv in der Branche tätig war, nun aber zumindest in kleinerem Rahmen als Juwelier weitermachen möchte.

Die Uhr tickt: Bis Ende April will Reinhard Pöhn wissen, wohin der Ball rollen wird. „Einfach zusperren zu müssen wäre das absolute Horrorszenario“, bangt er um sein Lebenswerk, aber auch um die Jobs der Mitarbeitenden und einen Frequenzbringer für die Gmünder Innenstadt. „Ich möchte ein solches Szenario auf jeden Fall vermeiden.“